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Warum technische Leitungssysteme oft die Schwachstelle sind

Wenn in Industrieanlagen etwas versagt, dann liegt das Problem selten dort, wo alle zuerst hinschauen. Denn statt bei großen Maschinen oder komplexer Software, entstehen viele Störungen in unscheinbaren Verbindungssystemen. Genau dort, wo Medien transportiert, Temperaturen reguliert oder Drücke ausgeglichen werden, verstecken sich Schwachstellen, die den gesamten Betrieb gefährden können. Obwohl technische Leitungssysteme unscheinbar wirken, übernehmen sie eine zentrale Rolle. Sie sind das Bindeglied, durch das alles andere funktioniert – oder eben auch nicht.


Warum Leitungssysteme im Fokus stehen sollten

In der Praxis zeigt sich immer wieder: Wird an der Planung gespart oder auf Standardlösungen gesetzt, rächt sich das später. Denn technische Leitungen müssen nicht nur bestimmten Druck- und Temperaturgrenzen standhalten. Sie müssen auch chemische Beständigkeit aufweisen, mechanisch belastbar sein, normgerecht ausgelegt werden und zur Umgebung passen. Und trotzdem geraten sie oft erst dann in den Fokus, wenn bereits etwas ausgefallen ist. Dabei könnte ein einziges Bauteil, das falsch gewählt oder unzureichend dokumentiert wurde, für den Stillstand ganzer Prozesse sorgen.

Belastung kennt viele Gesichter

Ob Abrieb, Schwingung, Druckstöße oder aggressive Medien – Leitungssysteme stehen ständig unter Belastung. Während man bei der Auswahl oft nur an Nennweiten oder Druckklassen denkt, übersieht man schnell die dynamischen Faktoren. Dazu zählen etwa Temperaturwechsel, Vibrationen durch benachbarte Aggregate oder auch die chemische Zusammensetzung von Reinigungsmedien. Wer nicht exakt plant, nimmt in Kauf, dass sich Materialversprödung, Leckagen oder gar Risse bilden. Die Folge: Undichtigkeiten, Produktionsausfälle oder – im schlimmsten Fall – Sicherheitsrisiken für Mitarbeitende.

Techniker mit Tablet prueft Industrieschlaeuche unter einer grossen Industriemaschine

Drei Stellen, an denen Schwächen oft übersehen werden

Besonders häufig treten Probleme dort auf, wo mehrere Anforderungen aufeinandertreffen. An Übergängen zwischen festen Rohrleitungen und flexiblen Elementen etwa, weil dort nicht nur mechanische, sondern auch thermische Spannungen wirken. Oder bei der Wahl von Dichtungen, die auf das Medium abgestimmt sein müssen, aber oft zu generisch gewählt werden. Auch die Lagerung von Leitungselementen im Ersatzteillager kann problematisch sein – vor allem, wenn Alterungseffekte nicht berücksichtigt werden. Genau an diesen Punkten kommt es immer wieder zu kostspieligen Ausfällen.

Planung, die mitdenkt – nicht nur mitmisst

Die Wahl der richtigen Leitungssysteme beginnt nicht mit dem Produktkatalog, sondern mit einer präzisen Bedarfsanalyse. Nur wenn bekannt ist, welchen Temperaturen, Medien und Bewegungen das System ausgesetzt ist, lässt sich eine passende Lösung finden. Entscheidend ist dabei nicht nur das Material, sondern auch der Aufbau: mehrlagig oder einlagig, spiralförmig oder glatt, mit oder ohne Schutzmantel. Der Industrieschlauch als Teil dieser Systeme muss also nicht nur „passen“, sondern aktiv zur Sicherheit beitragen – durch Dokumentation, Prüffähigkeit und Langlebigkeit. Bei der Auswahl sollte außerdem geprüft werden, ob der jeweilige Industrieschlauch Hersteller produktspezifische Prüfberichte und Konformitätserklärungen bereitstellt.

Industrie verlangt Präzision – nicht nur Produktqualität

Gerade in sensiblen Branchen wie Lebensmittel, Chemie oder Pharma zählen nicht nur technische Spezifikationen, sondern auch die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorgaben. Wer hier auf Leitungssysteme setzt, die nicht sauber dokumentiert oder geprüft sind, riskiert nicht nur Ausfall, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Die Wahl eines hochwertigen Industrieschlauchs allein reicht nicht – entscheidend ist das Gesamtsystem. Denn selbst das beste Teil nützt wenig, wenn es nicht korrekt eingebunden, montiert oder überwacht wird.

Industriemitarbeiter mit Schutzhandschuhen haelt zwei dicke Industrieschlaeuche in Arbeitsumgebung

Wartung statt Überraschung

Wer technische Leitungssysteme regelmäßig inspiziert, verlängert nicht nur die Lebensdauer, sondern erkennt auch frühzeitig potenzielle Schwächen. Ob visuelle Kontrolle, Druckprüfung oder Funktionsprüfung – Wartungsintervalle sollten dokumentiert und umgesetzt werden. Zudem sollte jede Änderung im Leitungssystem nachvollziehbar bleiben. Denn nicht selten kommt es bei Instandsetzungen zu Improvisationen, die später nicht mehr auffindbar sind – bis das Problem eskaliert. Besser ist es, von Anfang an klare Standards zu definieren, die auch im laufenden Betrieb eingehalten werden.

Interview mit einem technischen Betriebsleiter

Thema: Warum Leitungssysteme im Alltag oft vernachlässigt werden – und welche Folgen das hat

Befragte Person:
Stefan Langer, technischer Betriebsleiter bei einem mittelständischen Hersteller von Kunststoffteilen

Frage 1: Herr Langer, Sie leiten seit über zehn Jahren die Technik in Ihrem Unternehmen. Wo sehen Sie in Ihrer täglichen Praxis die größte Schwachstelle bei technischen Leitungssystemen?

Stefan Langer:
Die Schwachstelle liegt meistens nicht im Material, sondern in der Annahme, dass „es schon passen wird“. Viele Kollegen unterschätzen die Wechselwirkungen – zum Beispiel, wie Reinigungstemperaturen oder aggressive Medien langfristig wirken. Wir hatten einmal den Fall, dass ein Leitungselement regelmäßig gewechselt werden musste. Nach langem Suchen stellte sich heraus: Es wurde im Lager falsch gelagert, was die Alterung beschleunigt hat.

Frage 2: Welche Rolle spielt dabei die Dokumentation und Auswahl?

Stefan Langer:
Eine große. Früher haben wir oft einfach Ersatzteile eingebaut, die „ungefähr“ passten. Seit wir systematisch dokumentieren und nur noch zertifizierte Komponenten einsetzen, ist die Ausfallquote spürbar gesunken. Besonders beim Industrieschlauch achten wir heute nicht nur auf Druck und Medium, sondern auch auf Zulassungen und Lebensdauer.

Frage 3: Was würden Sie anderen Unternehmen raten?

Stefan Langer:
Nicht auf Standardlösungen vertrauen, nur weil sie günstiger sind. Und vor allem: Instandhaltung und Einkauf sollten eng zusammenarbeiten. Nur wenn klar ist, was wirklich gebraucht wird – auch unter Extrembedingungen –, lassen sich die passenden Komponenten auswählen. Wer Leitungssysteme richtig plant, spart langfristig Geld und Nerven.

Technik, die hält, was sie verspricht

Damit Leitungssysteme im industriellen Einsatz nicht zur Schwachstelle werden, braucht es mehr als nur hochwertige Komponenten. Entscheidend sind ein klares Verständnis der Betriebsbedingungen, die sorgfältige Auswahl aller Materialien und eine durchdachte Planung. Wer hier investiert – in Know-how, Beratung und Qualität –, reduziert Ausfallzeiten und erhöht gleichzeitig die Betriebssicherheit. Denn nur wenn alle Elemente aufeinander abgestimmt sind, funktioniert das System als Ganzes zuverlässig. Und genau darin liegt die Stärke – auch beim Industrieschlauch.

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